Gründungsgeschichte der Rudolf-Steiner-Schule Ismaning
16. Februar 1986
16. Februar 1986
08. März 1986
16. April 1986
16. April 1986
22. April 1986
26. April 1986
26. April 1986
14. Juni 1986
25. Juni 1986
25. Juni 1986
16. Juli 1986
29. Juli 1986
In den Sommerferien 1986 wird das "Schnizlein-Haus" an der Rudolf-Steiner-Schule Dagelfing von den Eltern für die 1. Klasse renoviert.
29. Juli 1986
12. September 1986
16. September 1986
16. September 1986
4. Oktober 1986
19. Februar 1987
19. Februar 1987
Juni 1987
13. November 1988
13. November 1988
08. Februar 1989
September 1989
September 1989
11. Juli 1990
09. August 1990
09. August 1990
März 1986: Unermüdliche Elterninitiative schafft den Anfang mit 26 Kindern
Am Anfang standen 90 Eltern, deren Kinder in die erste Klasse der drei Münchner Waldorfschulen nicht aufgenommen werden konnten: weder in Gröbenzell, noch in Daglfing, noch in Schwabing. Diese Eltern wurden initativ, entschlossen sich im März 1986, eine vierte Waldorfschule zu gründen. Sie holten sich Rat bei erfahrenen Waldorflehrern und setzten sich mit den Grundlagen der Waldorfpädagogik auseinander.
Bald trafen sie sich wöchentlich, studierten Schulgesetze, stellten Finanzpläne auf und begaben sich auf Lehrer- und Raumsuche. Das Kollegium der Daglfinger Waldorfschule nahm im Herbst 1986 gastweise die erste Klasse auf. Die Freude über diesen Schritt beflügelte alle, doch das Schuljahr verging schnell. Ein Gebäude war nach wie vor nicht gefunden, die Suche nach dem Gründungslehrer erfolglos geblieben. Eine Krise musste bewältigt werden, und Verhandlungen für die Aufnahme der neuen Erstklässler waren zu führen.
Diesmal erklärte sich die Schwabinger Waldorfschule bereit, eine Gastklasse aufzunehmen. Vertrauen und Mut, Durchhaltekraft und großer Arbeitseinsatz, Feste und Konflikte schmiedeten eine stetig wachsende Gemeinschaft von Eltern, Lehrern und Schülern zusammen, die Schritt für Schritt und nicht zuletzt dank vieler Hilfen dem Ziel näherkam. Die Daglfinger Schule war zur Übernahme der Patenschaft bereit. Die Landesarbeitsgemeinschaft der bayerischen Waldorfschulen stellte die Gründungsreife fest. Die Aufnahme in den Bund der Freien Waldorfschulen gelang.
Als Schulträger wurde erstmals in Bayern eine Genossenschaft gegründet, die ihrerseits ein Aufnahmeverfahren durchlaufen musste, um in den Genossenschaftsverband aufgenommen zu werden. Die Regierung von Oberbayern erlaubte die Gründung für die Klassen 1- 4, das Kultusministerium die Klasse 5 und folgende. Alle Genehmigungen wurden an den Nachweis vorschriftsmäßiger Schulräume zum Unterrichtsbeginn gebunden.
Dieser Nachweis gelang im August 1991. Mit einer Computerfirma konnte ein befristeter Untermietvertrag geschlossen werden für den oberen Stock eines Bürogebäudes im Gewerbegebiet von Ismaning. Bürgermeister und Gemeinderat beschlossen unbürokratisch rasch eine Umnutzung. Der Umbau des Großraumbüros konnte in den Sommerferien bewerkstelligt werden. Pünktlich zum Schuljahresbeginn am 11. September bezogen die Klassen 1 bis 6 ihre neuen Räume.Oktober 1991: Gründung des Schulträgers als Genossenschaft
Im Bürgersaal der Gemeinde fand im Oktober 1991 die öffentliche Gründungsfeier statt. Viele Freunde brachten Glückwünsche von nah und fern. Der Bürgermeister erklärte, es sei schön, dass die stürmische Entwicklung uns nunmehr nach Ismaning gebracht habe. Er fasste seine Gedanken in das Bild einer Pflanze, bei der wir es mit Werden, Wachsen und Gedeihen zu tun haben. Dabei versicherte er, der Ismaninger Boden sei fruchtbar, wenn auch derzeit etwas rar. Die Anwesenheit vieler Vertreter des Gemeinderats wertete er als gutes Zeichen für das Interesse, das der Schule entgegengebracht werde.
Der rechtliche und wirtschaftliche Träger der Ismaninger Waldorfschule ist eine gemeinnützige eingetragene Genossenschaft. In ihr wird deutlich sichtbar, wie Eltern, Lehrer und Freunde gemeinsam diese Schule als eigenes Unternehmen betreiben. Die Satzung regelt, dass im Innenverhältnis verschiedene Organe das Handeln wahrnehmen. Zentrales Organ ist die aus dem ursprünglichen Gründungskreis hervorgegangene Trägerkonferenz; die Mitglieder dieser Konferenz sind gemeinsam verantwortlich für die Schule und für ihre eigene Entwicklung als Wahrnehmungs- und Entscheidungsorgan. Die einzelnen Aufgaben werden in Arbeitskreisen behandelt. Die Kooperation aller Organe und ein guter Informationsfluss bedürfen ständiger Pflege. Dabei ist aller Interesse am Schulleben Voraussetzung für ein sinnvolles Miteinander. Das "Freie" in der Freien Waldorfschule ist die Möglichkeit und auch die Verpflichtung aller Beteiligten zur inneren und äußeren Gestaltung "ihrer" Schule. Die darin liegende Handlungsfreiheit erschließt und verwirklicht sich aber erst und ausschließlich durch eigene, persönliche Arbeit.
Die gemeinsame Verantwortung kennt keine Hierarchien. Das Kollegium unterrichtet die Kinder und verwaltet die Schule entsprechend den Forderungen, die sich aus der alltäglichen Begegnung mit den Schülern ergeben. In der wöchentlichen Konferenz finden Begegnungen der Lehrer, künstlerische und pädagogische Arbeit statt. Die Aufgaben der Schulleitung, -organisation und -verwaltung werden besprochen, die Ausführung übernehmen einzelne Kollegen verantwortlich und befristet. Jeder Lehrer kann aus dieser Konferenz Impulse und Kräfte beziehen, die ihn bei seiner täglichen Arbeit mit den Schülern vorwärtsbringen. Lebenspraktisch sollen die Schüler erzogen und so ins weitere eigene Leben und in die Gesellschaft entlassen werden. Grundlage dafür ist eine lebensgemäß und sachgerecht gestaltete Schule. So möchte die Ismaninger Schule dem einzelnen jungen Menschen dazu verhelfen, sich nach seiner Schulzeit in den bestehenden Lebens- und Arbeitsbedingungen zurechtzufinden und zugleich durch seine Phantasie, sein lebendiges Denken, seine Tatkraft an der Weiterentwicklung der Lebensrealität mitzuwirken. Dazu ist während der Schulzeit in ihm das Erwachen des Bewusstseins nötig, stets ein lernender und sich entwickelnder Mensch zu sein.
Barbara Ostheimer, Festschrift "50 Jahre Waldorfpädagogik in München"