Die Epochen und Fächer der Waldorfschule Ismaning - Klasse 1-8

Der Schritt ins Schulleben – Hauptunterricht in der Unterstufe

Voller Erwartung und Hingabe öffnen sich die Kinder bei Schuleintritt dem Unterricht. Mit allen Sinnen und mit ganzer Seele möchten sie die Lerninhalte ergreifen. Der Entwicklungsstand der Kinder verlangt noch nicht nach abstrakter Begrifflichkeit, sondern nach einem lebensvollen, farbigen und sinnerfüllten Bild der Welt. Dadurch trägt die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer in den ersten Schuljahren eine besondere Verantwortung. Denn die Kinder orientieren sich in starkem Maße an ihrem Wort und Vorbild. Der Lehrplan des Hauptunterrichts, der täglich in den ersten beiden Schulstunden stattfindet, bietet dafür den nötigen Entfaltungsspielraum.

Der Hauptunterricht beginnt in der Unterstufe mit einem künstlerisch gestalteten, bewegten Teil. Rhythmisch-musikalische Bewegungsspiele mit Singen und Flöten wechseln mit Rezitationen von Versen und Gedichten. Kleine Spiele zur Förderung von Fein- und Grobmotorik, sowie Koordinationsübungen mit dem Seil, Wurfsäckchen und Ball ergänzen diesen vielfältigen ersten Unterrichtsabschnitt. Nun sind die Kinder bereit für den jeweiligen Epochenunterricht, wie beispielsweise Schreiben oder Rechnen.

Der Hauptunterricht klingt aus mit dem Erzählteil, der – unausgesprochen – große Lebensfragen und Lebensweisheiten berührt. So werden in der 1. Klasse vorwiegend Märchen, in der 2. Klasse Fabeln und Legenden, in der 3. Klasse Geschichten aus dem Alten Testament und in der 4. Klasse Motive aus der nordischen Mythologie erzählt.

Fachunterricht

Nach dem Hauptunterricht folgen im weiteren Tagesverlauf die Fächer, die durchgängig, also nicht in Epochen unterrichtet werden. Der Unterricht findet dabei in geteilten Klassen statt. Von der 1. Klasse an sind das zwei Fremdsprachen (Englisch und Französisch), Musik, Eurythmie, Spielturnen, Religion und Handarbeit.

Naturwissenschaftlicher Unterricht ab der Mittelstufe

Die naturwissenschaftlichen Fächer wie Physik, Chemie und Biologie werden in der Mittelstufe ab der 6.Klasse nach und nach eingeführt. Das Erkennen und Herausarbeiten von Ursache und Wirkung ist den Schülerinnen und Schülern jetzt nicht nur möglich, das etwa 12jährige Kind genießt das Entdecken der Kausalität regelrecht.

Dabei knüpft der Chemie- bzw. der Physikunterricht an die Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler an. Gesetzmäßigkeiten werden durch zahlreiche Versuche anschaulich gemacht. Die Waldorfpädagogik legt großen Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler ein Phänomen mit Hilfe eines Versuches zunächst sinnlich erleben können. Der Versuch wird dann exakt beschrieben und erst danach werden Schlussfolgerungen formuliert und in einem "Lehrsatz" festgehalten. Diese drei Schritte – beobachten, ordnen und Zusammenhänge finden – schulen nicht nur das präzise Beobachten, sondern regen auch das eigenständige Denken an.

Formenzeichnen

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In den ersten beiden Schuljahren dient das Formenzeichnen unter anderem der Vorbereitung und der Unterstützung des Schreibens. Denn Buchstaben sind letztendlich nichts anderes als zusammengesetzte Formen aus unterschiedlichen Linien.

Die Kinder widmen sich gleich zu Beginn der 1. Klasse dem Zeichnen von regelmäßigen Formen und in vielfältigen Variationen mit geraden und gebogenen Linien. Auf kreative Weise wird so das Denken angeregt. Bei der Ausgestaltung der Formen können die Kinder ihr künstlerisches Empfinden schulen. Sie üben die Orientierung im Raum, lernen ein Blatt ausgewogen einzuteilen und schulen ihre Konzentrationsfähigkeit und die Koordination zwischen Auge und Hand.

Im 3. und 4. Schuljahr wird das Formenzeichnen mit komplexeren Figuren fortgesetzt und mündet in der 5. Klasse in die Freihandgeometrie.

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Schreiben

In der 1. Klasse wird in den Schreibepochen jeder Buchstabe zunächst mit einer Geschichte eingeführt, in der beispielsweise die Erlebnisse eines „braunen Bären“ anschaulich geschildert werden. Diesen finden die Kinder auf einem groß angelegten Tafelbild in b-förmiger Gestalt wieder. Dazu lernen sie einen kleinen, b-lastigen Vers. Den so im Bild entdeckten neuen Buchstaben dürfen die Kinder, nachdem sie ihn mit Bienenwachs geknetet haben, in ihr Heft malen. Diese gründliche, behutsame und erlebbare Heranführung erfordert mehrere Tage und vor allem auch Nächte. Deshalb wird für das Erlernen aller Buchstaben das gesamte 1. Schuljahr benötigt. Dadurch lernen die Kinder die Buchstaben langsamer als üblich, aber auf besonders einprägsame und altersgemäße Weise. Sie entwickeln dadurch ein differenziertes Sprachbewusstsein.

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Rechnen

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In den Rechenepochen üben die Kinder täglich das Zählen und die Einmaleins-Reihen durch variierte Bewegungsvorgänge.

  • In der 1. und 2. Klasse erarbeiten sich die Kinder den Zahlenraum durch rhythmisches Zählen und Bewegen, also durch Klatschen und Stampfen. Auch die Grundrechenarten werden den Kindern möglichst konkret und ganzheitlich nahegebracht. Bei der Addition wird beispielsweise von einer vorgegebenen Summe ausgegangen (zehn Finger, zwölf Kastanien), die von den Kindern auf verschiedene Weise unterteilt wird. Dies entspricht der Sichtweise des Kindes, das sich und die Welt in diesem Alter noch als Ganzheit erlebt.
  • Ab der 3. Klasse erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass das Rechnen eine konkrete Bedeutung hat. Denn epochenübergreifend müssen sie während der Hausbauepoche die Längenmaße rechnen. So erleben sie, dass ein Bau nur gelingen kann, wenn vorher ganz genau gerechnet wurde.
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Sachkundeunterricht

Zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr vollziehen die Kinder einen deutlichen Entwicklungsschritt: Sie beginnen ihre Unbefangenheit gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt zu verlieren, erleben sich als Einzelwesen und fühlen eine gewisse Distanz gegenüber anderen. Die Fähigkeit der Nachahmung nimmt nun deutlich ab. Durch den Sachkundeunterricht ab der 3. Klasse soll dieser Entwicklungsschritt der Kinder unterstützt werden. Mit den Landbau-, Handwerker-und Hausbau-Epochen sollen die Kinder entdecken, dass sie schon manches verstehen, was die Erwachsenen tun. Damit erhalten sie einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt, insbesondere in grundlegende Kulturtechniken. Diese Inhalte werden den Kindern auch durch eigene praktische Tätigkeit zum Erlebnis. Sie bestellen beispielsweise ihren eigenen Acker und verfolgen die Reifung des Getreides, um schließlich aus dem selbstgeernteten Korn Brot zu backen. In der Hausbauepoche errichtet die Klasse gemeinsam ein kleines Bauwerk. Die Kinder lernen sachgerecht ein Fundament zu gießen und darauf eine Mauer zu errichten. Dabei arbeiten die Schüler viel, und nicht nur mit dem Kopf. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und macht ihnen großen Spaß.

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Heimatkundeunterricht

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In der 4. Klasse erkunden die Kinder in der Heimatkundeepoche die Geografie und Geschichte ihrer unmittelbaren Umgebung. Darauf weitet sich der Blick in den Geografieepochen der folgenden Schuljahre schrittweise – auf die Vielfalt der Lebensverhältnisse in Deutschland (5. Klasse), Europa (6. Klasse) und schließlich auf der ganzen Erde (7./8. Klasse).

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Naturkundeunterricht

  • Mit der ersten Tierkunde-Epoche in der 4. Klasse tritt die Naturkunde zu den Epochenfächern hinzu. Auf wissenschaftliche Systematik verzichten wir zunächst. Es werden Tiere ausgewählt, die in einem erlebbaren Zusammenhang zum Menschen stehen. Freudig identifizieren sich die Kinder mit der regsamen, neugierigen Maus. Aber sie können sich auch in der stillen Muschel wiederfinden, die in ihr starres Gehäuse eingeschlossen ist.
  • In der ersten Pflanzenkunde in Klasse 5 erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie auch das Pflanzenreich von den niederen zu den höheren Pflanzen gleichsam verschiedene Kindheitsstufen durchläuft und auf jeder Stufe neue, erstaunliche Fähigkeiten hinzugewinnt.
  • Wenn um das 12. Lebensjahr verstärktes Knochenwachstum einsetzt, müssen sich die Schüler mit der Schwere ihrer Knochen auseinandersetzen. Da liegt es doch nahe, in der 6. Klasse ihr Interesse auf die Mineralogie zu lenken.
  • In den Klassen 7 und 8 steht schließlich der Mensch selbst im Mittelpunkt. Dem seelisch oftmals chaotischen Selbstfindungsprozess des Pubertätsalters setzen wir den objektiven Blick auf die eigenen Lebensprozesse entgegen. Wir sprechen beispielsweise über gesunde Ernährung (7. Klasse) und versuchen Bewunderung für das Wunderwerk der menschlichen Anatomie zu erwecken (8. Klasse).
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Geschichte

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  • In der 5. Klasse gibt es die ersten Unterrichtsepochen im Fach Geschichte. Am Anfang stehen lebensvolle Schilderungen aus der Zeit als die Menschen sesshaft wurden und der frühen Hochkulturen. Dank des Epochenunterrichts tauchen die Schülerinnen und Schüler besonders intensiv in historische Lebenswelten ein. Haben sie einen deutlichen Eindruck davon gewonnen, wie sich das Leben etwa im alten Ägypten oder im antiken Griechenland anfühlte, dann erleben sie nicht nur intellektuell, sondern mit ganzer Seele, welcher Entwicklungsschritt zwischen diesen Kulturen liegt. Die Schülerinnen und Schüler halten die Unterrichtsinhalte in selbstgestalteten Epochenheften fest. Sie verarbeiten das Gehörte künstlerisch in Zeichnungen sowie gedanklich durch selbstverfasste Texte. Auf Schulbücher können wir jetzt noch verzichten. Die Inhalte werden von den Lehrerinnen und Lehrern so aufeinander bezogen, dass den Schülerinnen und Schülern der innere Zusammenhang unmittelbar einleuchtet. Abstrakte Kausalzusammenhänge sind jedoch jetzt noch fehl am Platz.
  • In der 6.Klasse identifizieren sich die Schülerinnen und Schüler gerne mit den mutigen und tüchtigen Römern, aber auch mit dem Bürgerstolz der mittelalterlichen Stadtbewohner.
  • Der fortschreitende Individualisierungsprozess der Menschheit manifestiert sich zu Beginn der Neuzeit in den Taten großer Entdecker, Erfinder und Reformatoren. Sie werden in der 7. Klasse thematisiert. Auch hier erleben die Schülerinnen und Schüler einen starken inneren Bezug zu ihrem eigenen Entwicklungsstadium.
  • In der 8.Klasse liegt ein Schwerpunkt auf der Industrialisierung und Technisierung der Welt. Darin können die Schülerinnen und Schüler Erklärungen für viele soziale und politische Umwälzungen entdecken. Diese Kausalzusammenhänge sind für sie erhellend und befriedigend.
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Deutsch

Im Deutschunterricht machen wir die Muttersprache in einem umfassenden Sinne erlebbar. Wir üben mit den Kindern von der 1. Klasse an mit Zungenbrechern und kleinen Versen eine deutliche Aussprache. Dabei erfahren sie Sprachrhythmus und Sprachmelodie und entwickeln ein Gefühl für die Schönheit der Sprache. In der Mittelstufe begegnen die Schülerinnen und Schüler bei der Behandlung der Kulturen und Völker der Erde sprechend und hörend auch deren Sprachen: Hebräisch, Griechisch, Latein, Gotisch, Althochdeutsch und auch verschiedene deutsche Dialekten. Im Deutschunterricht erarbeiten sie sich die Sprachkraft an Hand von Sprachgesetzen, Satzbau und Stil.

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Fremdsprachen

Englisch und Französisch ab der ersten Klasse, ohne Lehrbuch und Noten und möglichst einsprachig unterrichtet! Wie soll das funktionieren?


Von der Nachahmung zum bewussten Lernen

Der Fremdsprachenunterricht der ersten Klassen lebt von Geschichten und Bildern. Die Kinder tauchen hörend, sprechend, spielend und singend in die Fremdsprache ein und erleben sie in Reimen, Gedichten, Liedern und Spielen ohne Hilfe der deutschen Sprache. Dabei verinnerlichen die Kinder unbewusst nicht nur die Klänge, Rhythmen und Melodien der Fremdsprache, sondern auch deren Strukturen. Da ab dem 9. oder 10. Lebensjahr Kinder nicht mehr so mühelos gewisse Laute und Melodien einer Fremdsprache akzentfrei sprechen lernen können, ist es essentiell, den Fremdsprachenunterricht ab der ersten Klasse anzubieten.

Die Folgejahre knüpfen an die vertrauten Reime, Sprüche und Lieder aus den ersten Schuljahren an. Damit möglichst alle Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen können, sind von nun an die Klassen geteilt, so dass höchstens 15 bis 20 Schülerinnen und Schüler zusammen unterrichtet werden.

Mit dem Schreiben und Lesen ab der 4. Klasse, mit der ersten Wortschatz- und Grammatikarbeit ab der 5. Klasse beginnen die Schülerinnen und Schüler bewusster mit der Sprache zu arbeiten. Indem sie z. B. Grammatikregeln selbst erkennen und formulieren, wird ihre nun vorhandene Bereitschaft, Sprachgesetzmäßigkeiten aufzuspüren, angesprochen. Gehen die Schülerinnen und Schüler den Weg vom Beispiel zur eigenen Regel (Induktives Lernen) machen sie sich Grammatikregeln zum eigenen Werkzeug und sie erlernen diese deutlich leichter. Diese grundsätzliche Lernweise unterstützt die Sprachlehrerin oder der Sprachlehrer dadurch, dass sie bzw. er in dieser Vorgehensweise die Nacht als Zeit des Verarbeitens und Umwandelns mit berücksichtigt.

Die Nacht als Helfer beim Sprachenlernen

Die Schülerinnen und Schüler begegnen einem literarischen Text am ersten Tag nur in mündlicher Form, die Lehrkraft erzählt die Geschichte. Über Nacht beschäftigt sich die Schülerin oder der Schüler unbewusst weiter damit, der Stoff wird bearbeitet, Eigenes fließt mit ein. Am nächsten Tag holt die Lehrkraft die Geschichte wieder herauf ins Bewusstsein, indem die Schülerinnen und Schüler die Geschichte nacherzählen. Es schließen sich weitere Übungen an. Und wieder arbeiten die Schülerinnen und Schüler im Schlaf daran weiter. Über dieses rhythmische Arbeiten nähern sie sich Schritt für Schritt einem bestimmten Teil des Stoffes.

Vielfältige Variationen und Situationen in der Fremdsprache

Darüber hinaus arbeiten die Schülerinnen und Schüler auch an kleinen Projekten und führen z.B. szenische Spiele vor den Eltern und den anderen Klassen auf. Diese kreative Form des Lernens bietet den Schülerinnen und Schülern einen noch intensiveren Zugang zur Sprache. Ab der 5. Klasse arbeiten sie mit Lektüren, deren Inhalt altersgemäß ist und ihnen Nahrung für ihre geistige Entwicklung bietet. Diese Lektüren sind zugleich eine wahre Fundgrube für Vokabeln und Grammatik, so dass die Lehrkraft auf Schulbücher mit portionierten Lektionen verzichten können, in denen Texte oft aus dem Zusammenhang gerissenen sind. Auf dieser Basis wird während der Mittelstufe bis in die Oberstufe hinein in der unveränderten Originalsprache gearbeitet, unter Verwendung von Kurzgeschichten, Romanen, Presseartikeln, Comics und Lyrik.

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Naturwissenschaften

6. Klasse

  • Physik: Grundphänomene in der Akustik (Schwingungen),
    Optik (Schattenlehre),
    Elektrizität (Reibungselektrizität) und Wärmelehre (Aggregatzustände),
    Magnetismus

7. Klasse

  • Physik: Vertiefung in Akustik (Frequenzen), Optik (Spiegelerscheinungen), Elektrizität (Stromkreis), Wärmelehre (Wärmeausdehnung) und Grundphänomene der Mechanik
  • Chemie: Feuer als chemischer Prozess, Säuren und Basen
  • Biologie: Gesundheit und Ernährung

8. Klasse

  • Physik: Grundphänomene der Hydraulik (Druck, Auftrieb), Vertiefung in Optik (u.a. Brechung) Elektromagnetismus
  • Chemie: Chemie in Nahrungsmitteln, Stärke, Eiweiße und Fette
  • Biologie: Knochensystem des Menschen, Sexualkunde
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Eurythmie

Eurythmie – Der Körper als Instrument

Eurythmie ist eine junge und seltene Kunst und ein wichtiger Bestandteil der Bewegungserziehung, die in allen Waldorfschulen seit beinahe 100 Jahren gepflegt wird. Von der 1. bis zur 12. Klasse ist die Eurythmie ein Unterrichtsfach. Aufbau und Inhalte des Unterrichts orientieren sich an der altersbedingten Entwicklung der Schülerinnen und Schüler.
Ganz aus dem Menschlichen die Bewegungen herauszuholen ist das Anliegen der Eurythmie. Die Beherrschung der Sprache bildet die Grundlage der Freiheit, sie macht den Menschen aus. Wie man weiß, ist Sprache nicht ausschließlich an das gesprochene Wort oder die Schrift gebunden. Der Eurythmist möchte Musik und Dichtung durch die Bewegung ausdrücken. Es geht hier nicht um turnerische Geschicklichkeit, sondern um den Ausdruck; darum, ein Sprachgemälde aus Bewegungen darzustellen. Für jeden Laut der Sprache und für jeden Ton gibt es eine bestimmte Gebärde. So können Gedichte oder Musikstücke eurythmisch interpretiert werden. Oft geht es nicht nur um die Bewegung des Einzelnen, sondern um ein stimmiges Bewegungsbild in einer ganzen Gruppe. Die Schülerinnen und Schüler erleben dabei, wie viel Wachsamkeit und Rücksichtnahme aufgebracht werden muss, bis eine Form gemeinsam gelingt.

Eurythmie in den Klassen 1-8

In den ersten acht Schuljahren erlernen die Schülerinnen und Schüler schrittweise alle Elemente der Eurythmie. Am Anfang setzen die Kinder Musik und Sprache spielerisch in Gebärden um. Ab der Mittelstufe ist die Eurythmie eine ideale Ausdrucksmöglichkeit für das Spannungsfeld, in dem sich die Jugendlichen befinden. Oft entspricht die in den Musikstücken oder Gedichten enthaltene Stimmung nicht ihrer eigenen Stimmung. Die Jugendlichen lernen, ihr eigenes Empfinden außer Acht zu lassen und sich einer gegebenen Sache zu stellen.

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Künstlerisch-praktischer Unterricht (KüPra)

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Künstlerische und handwerkliche Tätigkeit verlangt den ganzen Menschen: waches Bewusstsein, intensives Empfinden und Einfühlen sowie willentliche Durchhaltekraft.

Es ist wichtig, dass junge Menschen, deren Begabungen weniger im intellektuellen als im praktischen Bereich liegen, in den handwerklichen Fächern Erfolge erleben können, die ihr Selbstbewusstsein stärken.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln in diesen Fächern ein Gefühl für den Wert von Hand-Arbeit und für die Materialien, mit denen sie arbeiten. Dabei setzen sich die Jugendlichen im direkten Tun – nicht im Reden oder Vorstellen – mit den verschiedenen Materialien auseinander. Eine Korrektur der eigenen Tätigkeit ist am Werkstück ständig möglich, jeder „Fehler“ sofort sichtbar. Sie erfahren auch, dass es von ihrem Einsatz abhängt, ob etwas Schönes entsteht. Im Entstehungsprozess müssen sie sich mit ihrem Objekt verbinden und lernen, Krisen zu überwinden. Was hier geübt wird, kommt später allen Lebens- und Arbeitsbereichen zugute!

Welche Fächer werden im künstlerisch-praktischen Unterricht (KüPra) angeboten?

Jungen und Mädchen üben sich gleichermaßen im Stricken, Spinnen, Weben und Nähen, im Buchbinden und Töpfern. Zusätzlich arbeiten sie über einen längeren Zeitraum im Schulgarten. Im Schreinern und Steinhauen entwickeln sie durch ihre Arbeiten genaue Werkstoffkenntnisse.

Im Laufe der Unter- und Mittelstufe stricken, sticken, häkeln, filzen und nähen die Schülerinnen und Schüler viele schöne Dinge, die auch im Alltag praktische Verwendung finden: Topflappen, Socken, Taschen oder auch Kostüme für ihre Klassenspiele.

Bis zur 4. Klasse werden die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb des Schulgebäudes an die „Ur-Berufe“ herangeführt. Zum Beispiel gehört es zu den ersten großen gemeinsamen Erlebnissen, wenn die Klasse auf dem Feld ihre Saat fachgerecht ausbringt, später dann das Korn schneidet, es drischt und aus dem selbst gewonnenen Korn Brot gebacken wird. In der Bauepoche wird gemauert und gefugt. So sind auf dem Schulgelände schon viele Sitzbänke, ein Erdkeller, ein Spielhaus, ein Pizzaofen und manches andere entstanden.

Der handwerkliche Unterricht in der Mittelstufe dient nicht als Vorbereitung auf einen Handwerksberuf, sondern der Unterstützung wesentlicher Entwicklungsprozesse. Die Erlangung feinmotorischer Fähigkeiten stärkt das Selbstvertrauen und hat einen immens fördernden Einfluss auf die kognitive Entwicklung.

In der 6. Klasse setzt der Werkunterricht ein. Die körperliche, oft anstrengende Arbeit löst bei fast allen Kindern Begeisterung aus. Die Kinder können sich beim Arbeiten spüren, ihre Kraft und Ausdauer am Werkstück messen. Vom Spalten eines Holzes bis beispielsweise hin zum Polieren des fertig geschnitzten Löffels kann der Arbeitsprozess miterlebt, manchmal auch durchlitten werden. Stolz darf am Ende die Arbeit bewundert werden.

Die Zeit vom 12. bis zum 16. Lebensjahr begleitet die Waldorfpädagogik im KüPra-Unterricht durch Plastizieren, Werken und Malen auf unterschiedliche Weise: Das Plastizieren in der 5. Klasse schafft einen neuen Bezug zur Welt. Es werden Tonfiguren von Tieren oder Gestalten plastiziert, die vorher Gegenstand des Hauptunterrichts waren. Die Schönheit in der Natur bietet eine unerschöpfliche Quelle zur Anregung. Die Kinder entwickeln neue Gestaltungsfähigkeiten, eine neue Stärke in ihrem Selbstvertrauen kann entstehen. In den weiteren Jahren werden Schalen geschnitzt und bewegliche Spielzeuge mit einfachen mechanischen Bewegungselementen hergestellt. Ideal liegt das Schreinern in der 8. Klasse, denn es gibt dem Heranwachsenden Struktur.

Gartenbau

In der Waldorfpädagogik verfolgt der Gartenbauunterricht einen primär pädagogischen Ansatz:

In der Zeit etwa vom 12. bis 16. Lebensjahr, also wenn die Heranwachsenden durch die Pubertät gerade besonders mit sich selber beschäftigt sind, geht es darum den Schülerinnen und Schüler mit ihrem Bewusstsein auch nach außen zu wenden. Ihnen selbstlose, pflegende Auseinandersetzung mit der Natur abzuverlangen, sie kultivierend wirken zu lassen. Was sich in den Pubertierenden abspielt und in ihnen nach Kultivierung verlangt, wird so spiegelbildlich, kulturbringend, in der Außenwelt getan. Das altruistische Element, aus der Notwendigkeit heraus tätig zu sein und oft nicht unmittelbar die Früchte der Arbeit für sich zu haben, das erfahren und üben die Schülerinnen und Schüler vielleicht in keinem Fach so prägnant.

Umwelterziehung und Verantwortung

Je älter und reifer die Schülerinnen und Schüler werden, desto mehr können sie auch in die vernetzten Zusammenhänge des Lebens zumindest hinein schnuppern und langsam mehr davon erfassen. Das Fach Gartenbau hat Bezug mit vielen Bereichen des Lebens. Von den harten Fakten einer Arbeitstechnik oder einer Fachkenntnis bis hin zu ethischen und philosophischen Lebensfragen reicht die Thematik, mit der sich die Schülerinnen und Schüler zunehmend auseinandersetzen. Rudolf Steiner sprach in diesem Zusammenhang auch von der Bildung eines echten „gesunden Menschenverstandes“.

Es gilt das Gefühl für die Konsequenzen und Verantwortlichkeiten des eigenen Tuns, gerade auch in Partnerschaft mit der Natur zu entwickeln. Nicht zuletzt vermittelt der Gartenbauunterricht den Schülerninnen und Schülern die Erfahrung, vitale Erholung und seelische Kraft aus der Natur zu schöpfen. Denn ein Garten sollte auch ein Ort des Rückzugs, des Wohlfühlens sein.

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Rudolf Steiner sagte bereits 1920 unter anderem in Bezug zum Gartenbau: (Aus einer Gesprächsüberlieferung mit Lili Kolisko) „Frl. Michels hat in der Schule mit dem Unterricht der Kinder bereits begonnen. Sie wird neue Wege gehen und suchen müssen; Menschen, die in der Schule einmal diesen Unterricht durchgemacht haben, werden Entscheidungen treffen können, ob eine Methode oder irgendeine Maßnahme in der Landwirtschaft richtig oder falsch ist, nicht weil sie es gelernt haben, sondern aus der Sicherheit des Gefühls heraus. Auch die moralischen Kräfte werden mit so einem Unterricht geübt. In der sozialen Haltung des Erwachsenen erst wird die Auswirkung solchen Unterrichts liegen.“

Musik | Orchester

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Musik, Chor und Orchester

Musikerziehung spielt an der Waldorfschule Ismaning eine wesentliche Rolle. Wir versuchen die Musik den Kindern und Jugendlichen so an die Hand zu geben, dass die Schüler im weitesten Sinne eine musikalische Förderung erfahren. Getreu dem Dreischritt: „Tun – Erleben – Erkennen“ lassen wir in den ersten beiden Jahrgangsstufen das Musikalische aus Geschichten, Bildern, Erzählungen entstehen. Aus alltäglichen Lebenssituationen entwickeln sich Spiele, Melodien, Klangräume, die singend und mit elementaren Instrumente ein lebendiges Musizieren ermöglichen.

Lerninhalte Musikunterricht

  • Ab der 1. Klasse spielt jedes Kind auf einer pentatonischen Flöte, die dann in der 3. Klasse von der Blockflöte abgelöst wird.
  • In der 2. Klasse lernen die Kinder eine große Bandbreite an Instrumenten kennen, aus der sie sich nach Möglichkeit ein individuelles Instrument auswählen.
  • Ab der 3. Klasse werden die Schülerinnen und Schüler schrittweise mit Notenschrift, Musiktheorie und Musikgeschichte vertraut gemacht. Das gemeinsame Musizieren, singend und instrumental, behält weiterhin einen wesentlichen Stellenwert.
  • Je nach Fähigkeit wird ab der 4./ 5. Klasse ein Klassenorchester gebildet, an dem Schülerinnen und Schüler mitwirken und die beglückende Erfahrung eines durch individuelle Leistung entstehenden musikalisch Gemeinsamen machen können.
  • In der 7. Klasse wird die gesamte Zauberflöte musiziert und besprochen, was einen tiefen Zugang zur Thematik der menschlichen Entwicklung über die Musik ermöglicht.

Zusätzlich zum zweistündigen Musikunterricht werden die Kinder in den Klassen 6 bis 8 in Blockflöten-, Holz-/Blechbläser- und Streicherorchester aufgeteilt. Außerdem besteht die Möglichkeit, an Improvisationsgruppen teilzunehmen.

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Theater

Theaterspiel und Präsentieren vor einem Publikum sind fester Bestandteil der Waldorfpädagogik an der Waldorfschule Ismaning. Schon ab der 1. Klasse üben die Kinder im Unterricht verschiedene Darstellungen in kleinen Klassenspielen. Ab der 2. Klasse bis hin zur Oberstufe treten die Schüler regelmäßig mit Aufführungen auf. Um das 14. Lebensjahr erlaubt das Theaterschauspiel dem Jugendlichen, die innere Auseinandersetzung mit sich und der Welt in einer dramatischen Theatergestaltung zu greifen. Das Erarbeiten von Körperhaltung, Gestik und Sprache gibt den Schülern die Möglichkeit, neue Fähigkeiten an sich zu entdecken und so auch mit den eigenen Stärken und Schwächen neu umzugehen. Hier ist jeder persönlich gefordert. Kein fremdes Mittel steht zwischen der eigenen Person und der Welt. Die Jugendlichen selbst sind das Instrument, mit dem sie arbeiten.

Die Theaterepoche in der 8. Klasse

Die Probenarbeit der fünfwöchigen Theaterepoche in der 8. Klasse fordert die Schülerinnen und Schüler zu großer sozialer und kreativer Mitgestaltung auf: Sie erleben, wie jeder Akteur auf die Anwesenheit seiner Mitspielerinnen und Mitspieler angewiesen ist. Artikulieren, Sprechen, Zuhören, Wahrnehmen und Geistesgegenwart sind gefordert. Eine Herausforderung, welche die Klassengemeinschaft stärkt und dem Einzelnen die Chance gibt, über seine Grenzen hinauszuwachsen.

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Sport

Sportunterricht an der Waldorfschule Ismaning

Der Sportunterricht bezieht sich auf den ganzen Menschen. Gemäß den Zielen der Waldorfpädagogik vermittelt nicht nur bewegungsbezogene Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern trägt gleichermaßen zur Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden bei. Von zentraler Bedeutung ist hier das Spiel. Im direkten Miteinander fördert es das soziale Lernen und die seelisch-geistige Reifung. Faktoren wie Kooperation, Fairness, Regelakzeptanz, Konfliktbewältigung bedingen das Spiel. So ist es in allen Klassenstufen ein unverzichtbarer Bestandteil des Unterrichts.

Unterstufe, 3. und 4. Klasse

Die Kinder leben noch stark im Phantasievollen. Geschichten und Bildhaftes animieren zum Turnen und Spielen: Bänke, Matten, Ringe stellen als Flüsse, Mauern, Baumstämme Hindernisse dar, die sie in eigener Weise überwinden. Grundfertigkeiten werden geübt in Lauf - und Staffelspielen, beim Springen, Werfen, Balancieren. Ganzheitlich soll im Spielturnen die Freude an der Bewegung geweckt bzw. weitergetragen werden.

Mittelstufe, 5. bis 8. Klasse

  • Auch in der 5. Klasse wird spielerisch geturnt. Aber jetzt immer wieder mit übenden Formen, z. B. in Gerätekombinationen, die mehrmals wiederholt werden, teils mit Variationen und Steigerungen. Natürliche Bewegungen sind bei leichtathletischen Grundformen wie Laufen, Ballwerfen, Weit- und Hochspringen Gegenstand des Unterrichts. Beim Balancieren, Klettern, Kriechen, Schaukeln stellen sich Aufgaben, die kreative Lösungen erfordern.
  • Ein neues Element wird im Schwimmunterricht der 5. Klasse erobert. Hier kann man sich bewähren und das Silberabzeichen erwerben. Zusätzlich ist in der Nachmittagsbetreuung ein Kletterkurs mit einer Prüfung angeboten.
  • Das Üben bekommt in der 6. Klasse mehr Gewicht. Im Lauf, Sprung und Wurf zeigt sich, dass die Bewegungen nun deutlich schnellkräftiger sind. Eine gute Ausführung wird stärker betont und bringt Erfolg in Spielen wie Jäger-, Brenn- und Völkerball. Geschicklichkeit ist im Turnen gefragt, z. B. beim freien Schwingen, Rollen, Balancieren, in Hindernisbahnen oder anspruchsvolleren Reck-, Barren- und Bodenelementen.
  • Spezielle Fähigkeiten übt dann die 7. Klasse im Skikurs auf glattem Untergrund. Am Ende der Mittelstufe ist die Überwindung der Schwere ein Thema. Bewegungstechniken müssen genauer werden, um die Kräfte zur Überwindung der Widerstände in allen Disziplinen sinnvoll einzusetzen.

Der Sportunterricht der Waldorfschule Ismaning findet zurzeit (Stand: 2018) je nach Witterung, Lehrplan und Jahreszeit auf unserem Schulgelände oder in einer Mehrzweck- bzw. Turnhalle bzw. im Hallenbad der Gemeinde Ismaning statt. Ein Schulbus fährt Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte zu den Sportstätten und holt sie auch wieder ab.

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Waldorfschule Ismaning

Die Waldorfschule Ismaning bei München besteht seit 1986 als Alternative zu staatlichen Regelschulen. Heute besuchen ca. 400 Schülerinnen und Schüler die Klassen 1-13. Unsere Kinder und Jugendlichen werden in ihrer gesamten Persönlichkeit gefördert und über den Waldorfabschluss hinaus bis zur staatlichen Mittleren Reife bzw. zum Abitur geführt.

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