Ziel der Waldorfpädagogik
Grundzüge der Waldorfpädagogik
Die Waldorfpädagogik hat den ganzen Menschen im Blick. Sie besteht in der beständigen Suche nach den optimalen Bedingungen für seine Entwicklung, so dass jeder Mensch sein Leben in seinem eigenen Sinne bestmöglich meistern kann. Dieses Ziel mag jede ernst zu nehmende Pädagogik formulieren. Das eigentlich Besondere der Waldorfpädagogik wird anhand der Worte ihres Begründers Rudolf Steiner klarer:
Willst du die Welt erkennen:
Blick ins eigne Innre;
Willst du dich selbst durchschauen:
Schau in die Welt.
Anforderungen an Waldorflehrerinnen und Waldorflehrer
Was verlangt die Waldorfpädagogik von uns Pädagogen? Damit ich das Wesentliche für die mir anvertrauten Kinder erkenne, muss ich zum einen ein stets waches Interesse für unsere Welt pflegen. Zum andere muss ich mich ganz in die Kinder hineinversetzen können. Durch rein äußerliches Beobachten oder Nachdenken darüber ist das nicht allein möglich. Als Lehrerin und Lehrer bin ich daher gefordert, mein eigenes inneres Erleben ernst zu nehmen.
Und für die Schülerinnen und Schüler gilt: Mit sich selbst zurecht zu kommen ('sich selbst zu durchschauen') lernt der Heranwachsende nur in der tätigen Auseinandersetzung mit der Welt. So ist etwa im Mathematikunterricht ein wesentliches Unterrichtsziel, dass Schüler ihr Denken als solches kennen und schätzen lernen.
Aus diesem aufeinander Beziehen von außen und innen hat sich die Praxis der Waldorfpädagogik ergeben. Für uns Pädagoginnen und Pädagogen ergibt sie sich auch heute immer von Neuem.
Schule ohne (klassische) Noten
Daraus resultiert auch der weitgehende Verzicht auf Notengebung in der Waldorfpädagogik. Denn als Ziel vermitteln Noten den Schülerinnen und Schülern ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu übertreffen. So lenken Noten aber von einem wahren Interesse für unsere Welt ab. Doch nur Letzteres kann uns begeistern, in eben dieser Welt etwas gemeinsam zu unternehmen.
Mit Notendruck als Teil des Unterrichtskonzepts kann auch durchgesetzt werden, dass Schülerinnen und Schüler standardisierte Inhalte lernen, die derzeit noch als notwendig zum Erhalt der bestehenden Gesellschaft gelten. Es ist aber abzusehen, dass unsere Kinder in ihrem Leben mit ganz anderen als diesen vorgesehenen Herausforderungen konfrontiert sein werden. Ein wichtiger Grundsatz der Pädagogik an Waldorfschulen lautet daher, dass Lehrende möglichst nichts unterrichten, das sie nicht als wirklich wichtig für ihre Schülerinnen und Schüler akzeptieren können.
Er sagt: „Notenzeugnisse sind pädagogischer Unfug“. Die ganze Meldung weiterlesen (Quelle: waldorfschule.de, Bund der Freien Waldorfschulen).
Radiobeitrag "Schule ohne Noten"
Waldorfpädagogik – mit Herz, Hand und Verstand
In den Wissenschaften im Lehrplan der Waldorfschulen wird das forschende Erkunden unserer Welt erlebbar gemacht und zur Fähigkeit entwickelt. Neben dem gesunden Menschenverstand sind Gefühle zur Orientierung in unserer komplexen Welt genauso wichtig. Sie werden in den künstlerisch-praktischen Fächern im Waldorf-Lehrplan intensiv gepflegt und vertieft: Die Schülerinnen und Schüler lernen, nach innerlich wahrnehmbaren Maßstäben zu gestalten, in der Musik über die Eurythmie bis hin zu Malen, Zeichnen, Graphik, Plastizieren, Steinhauen.
In den vielfältigen praktischen Unterrichten (von der Gartenarbeit zur Handarbeit und über Handwerke wie Kupfertreiben bis hin zur Exaktheit fordernden Buchbinderei) erleben und lernen die Schülerinnen und Schüler, wie sie auch komplexe Arbeitsgänge in hoher Qualität zum Abschluss bringen können. Die Waldorfpädagogik trägt so wesentlich zur Entwicklung der unabdingbaren Tatkraft für ein selbst bestimmtes Leben bei.
Durch die Schulzeit mit dem Waldorf-Lehrplan
Die Inhalte und auch die Unterrichtsmethoden des Lehrplans an Waldorfschulen wandeln sich entsprechend der Bedürfnisse der jeweiligen Altersstufen. In den ersten Jahren wünscht sich ein Schulkind noch, dass der Erwachsene vorgibt, was das Kind nach seinem Dafürhalten zu lernen hat. Mit Einsetzen der Pubertät dagegen muss die Lehrkraft die Jugendlichen ihre Welt mehr und mehr eigenständig beurteilen lassen. Sie muss dabei berücksichtigen, dass Jugendliche sich nur für das einsetzen wollen, was sie selbst als gut und richtig hinnehmen können.
Die Pädagogik Rudolf Steiners und damit die Waldorfschulen dienen nicht dazu, bestimmte Weltanschauungen zu vermitteln. Sie stehen Kindern aller Bekenntnisse und Herkünfte offen.
In diesem Zusammenhang weisen wir auf die >> Stuttgarter Erklärung - Waldorfschulen gegen Diskriminierung und Rassismus << des Bundes der Freien Waldorfschulen hin.